Österreich – ein paradiesischer Finanzplatz mit tollem Service? Ganz so rosig sieht es heute in der Alpenrepublik nicht aus, wie es einst der Fall war. Die österreichischen Banken scheinen den Trends in Deutschland etwas hinterherzuhinken, zumindest was die beliebte Anlageform Tagesgeld und dessen Konditionen angeht. Erst seit kurzem bieten auch österreichische Banken die beliebte flexible Sparform an, die Sicherheit und Flexibilität vereint, jedoch noch längst nicht alle. Und jene Banken, die österreichischen Kunden ein Tagesgeldkonto anbieten – bieten meist deutlich weniger Zinsen als jene im deutschen Nachbarland.
Der naheliegende Gedanke zu dieser Situation: Warum nicht einfach als Österreicher im Nachbarland ein Tagesgeldkonto eröffnen und von den höheren Zinsen profitieren? Geht das überhaupt? Wie kann ich als Österreicher ein Tagesgeldkonto eröffnen? Unser Ratgeber beantwortet diese Fragen und zeigt den Weg zum Tagesgeldkonto in Deutschland!
Kann ich als Österreicher in Deutschland ein Tagesgeldkonto eröffnen?
Grundsätzlich ja. Allerdings nicht bei allen Banken – nur einige deutsche Kreditinstitute bieten die Möglichkeit, dass Einwohner von Österreich im deutschen Nachbarland ein Tagesgeldkonto eröffnen können.
Und das, obwohl das Projekt EU eigentlich schon recht fortgeschritten ist und die vier Grundfreiheiten freier Warenverkehr, Personenfreizügigkeit, Dienstleistungsfreiheit und freier Kapital- und Zahlungsverkehr eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollten. Deshalb ist es auch grundsätzlich möglich, in jedem Land der EU ein Giro- oder Tagesgeldkonto zu eröffnen. In der Praxis sieht es allerdings anders aus. Oft scheitert die Eröffnung eines deutschen Tagesgeldkontos an folgenden Bedingungen, die der Großteil der deutschen Banken stellt:
- Wohnsitz in Deutschland
- deutsches Referenzkonto
Wie kann ich Tagesgeld in Deutschland anlegen?
Zumindest der zweite Punkt kann umgangen werden, indem der künftige Eigentümer des Tagesgeldkontos einfach zusätzlich ein deutsches Girokonto eröffnet und dieses als Referenzkonto (vgl.: https://www.dab-bank.de/hilfe-service/faq/referenzkonto.html) angibt. Die Voraussetzung des inländischen Wohnsitzes ist allerdings schwieriger zu erfüllen; nennt die Bank dies als unbedingte Voraussetzung für ein Tagesgeldkonto, kann ein Österreicher kein Konto eröffnen.
Muss ich über die Grenze, um ein Tagesgeldkonto zu eröffnen?
Nein, das muss nicht sein. Deutsche Banken, die EU-Ausländern die Eröffnung eines Tagesgeldkontos ermöglichen, tun dies mittels dem Postident-Verfahren. Dank diesem Verfahren können Personen identifiziert werden, ohne dass diese sich in die jeweilige Bank begeben müssen. Banken sind durch die Auflagen des Geldwäschegesetzes zur Feststellung der Identität der Kunden bei Kontoeröffnung verpflichtet.
Wie läuft die Eröffnung des Tagesgeldkontos ab?
Haben Sie sich für eine deutsche Bank entschieden – laden Sie sich das Antragsformular auf der Webseite des Tagesgeldanbieters herunter. Der Onlineantrag ist in wenigen Minuten ausgefüllt. Schicken Sie den Antrag an den Anbieter. Anschließend erhalten Sie entweder per Post- oder elektronischem Weg weitere Formulare, die ausgefüllt werden müssen. Gehen Sie mit den Unterlagen und ihrem gültigen Personalausweis entweder zu einem Rechtsanwalt, einer Bank vor Ort oder zur Österreichischen Post und führen Sie das Postident-Verfahren aus.
Was ist das Postident-Verfahren – und wie wird es abgewickelt?
Legitimierungen können in Österreich meist auch durch einen Mitarbeiter der Österreichischen Post AG durchgeführt werden. Legen Sie dem Rechtsanwalt, dem Mitarbeiter der Post oder der Bank das ausgefüllte Formular zur Identifizierung und den Personalausweis vor. In Gegenwart des Mitarbeiters muss nun eine Unterschrift erfolgen. Rechtsanwalt, Bank- oder Postmitarbeiter übersenden das ausgefüllte Formular anschließend an die Bank, für dessen Tagesgeldangebot Sie sich entschieden haben. In einigen Ländern fallen für das Postident-Verfahren kosten an. Einige Banken, z.B. die DKB erstatten ihren Kunden diese Kosten bis zu einer Höhe von 20 Euro.
Klären Sie erst telefonisch mit Ihrem Rechtsanwalt, ob die Legitimationsprüfung für das Tagesgeldkonto tatsächlich durchgeführt werden kann.
Was passiert dann?
Innerhalb einiger Werktage erhalten Sie den Online-Zugang zu ihrem neuen Tagesgeldkonto und Sie können erste Beträge von Ihrem Referenz- auf das Tagesgeldkonto überweisen. Zusätzlich erhalten Sie die notwendigen Geheimcodes für Ihr Konto.
Muss ich in Österreich Steuern auf meine Zinserträge in Deutschland bezahlen?
In unserem Nachbarland überweisen die Banken nach Überschreiten des Sparer-Freibetrages die Abgeltungssteuer direkt an das Finanzamt. Bei ausländischen Banken geschieht dies nur dann, wenn ein bilaterales Abkommen zwischen Deutschland und dem jeweiligen Land, in dem die Bank ihren Hauptsitz hat, besteht. Doch auch, wenn ein solches bilaterales Abkommen besteht, müssen die Zinserträge in der Steuererklärung angegeben werden. In Österreich wird direkt vom Zinsertrag eine Kapitalertragssteuer abgezogen und an das Finanzamt abgeführt. Eine zweifache Besteuerung wird durch das EU-Doppelbesteuerungsabkommen verhindert. Nichts desto trotz muss der Zinsertrag im Ausland beim österreichischen Finanzamt angegeben werden. (mehr: https://portal.wko.at/wk/dok_detail_file.wk?angid=1&docid=1373787&conid=484675&stid=558617 – PDF)
Welche Banken ermöglichen Österreichern, ein deutsches Tagesgeldkonto zu eröffnen?
Mehrere Banken, die vor allem in Deutschland und in den Niederlanden tätig sind, ermöglichen es auch Österreichern, dort ein Tagesgeldkonto anzulegen. Dazu gehört beispielsweise die Amsterdamer Trade Bank oder die MoneYou Bank.
Lohnt es sich, ein Konto in Deutschland statt in Österreich anzulegen?
Die durchschnittlichen Zinsunterschiede auf Länderebene sind nicht allzu groß. Allerdings gibt es einzelne deutsche Kreditinstitute, die deutlich attraktivere Tagesgeldzinsen bieten wie ihre österreichischen Kollegen. Die Verzinsung von Tagesgeldkonten ist in Deutschland etwas höher, allerdings beschränkt sich der Unterschied auf wenige Basispunkte hinter dem Komma. Das Angebot von Tagesgeldkonten ist dortjedoch sicherlich weitaus größer – der Kunde hat mehr Wahlmöglichkeiten.
Wie kann ich den Überblick über mein Tagesgeldkonto in Deutschland behalten?
Dank moderner Kommunikationssysteme ist dies kein Problem mehr. Jene Banken, die hohe Zinsen anbieten, sind Direktbanken, die entweder ihren Tochtersitz oder ihren Hauptsitz in Deutschland haben. Die Direktbanken nutzen ausschließlich das Internet, um mit ihren Kunden zu kommunizieren.
Diese erhalten die Zugangsdaten für ihr Online-Tagesgeldkonto, so können Buchungen oder Zinserträge jederzeit per Mausklick kontrolliert werden. Alle Informationen sind rund um die Uhr abrufbar – somit ist das Tagesgeldkonto eine völlig transparente Geldanlage.
Ist so eine Geldanlage für mich sicher?
Ja. In der gesamten EU gilt die gesetzliche Einlagensicherung bis zu einem maximalen Betrag von 100.000 Euro. Legt ein Österreicher Geld auf einem deutschen Tagesgeldkonto an, erhält er im Falle der Insolvenz der Bank den gesamten Betrag zurück – bis zu einer Grenze von 100.000 Euro. Wer eine höhere Summe sparen möchte, sollte sich eine Bank aussuchen, die zusätzlich zur gesetzlichen Einlagensicherung noch in einem freiwilligen Einlagensicherungsfonds vertreten ist. Durch die zusätzliche freiwillige Absicherung sind Kundengelder bis in die Millionenhöhe geschützt. (Quelle: https://ec.europa.eu/austria/eu60/einlagensicherung_de)
Was sind die Vorteile eines Tagesgeldkontos – in Österreich und Deutschland?
Tagesgeldkonten sind in Deutschland als auch in Österreich gleich aufgebaut. Ein Tagesgeldkonto ist ein variabel verzinstes Guthabenkonto. In bestimmten Abständen – monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder jährlich – werden die Zinsen gutgeschrieben, bezüglich der Zinsfrequenz existieren diverse Angebote. Das Tagesgeldkonto ist ein reines Guthabenkonto und kann nicht überzogen werden. Auch kann das Konto nicht für den täglichen Zahlungsverkehr genutzt werden.
Die Vorteile des Tagesgeldkontos:
- tägliche Verfügbarkeit: Der Sparer kann täglich über sein gesamtes Guthaben verfügen
- keine Kündigungsfristen: Es existieren weder Laufzeiten noch Kündigungsfristen
- gebührenfrei: Tagesgeldkonten sind bei den meisten Banken kostenlos
- sicher: Tagesgeldkonten unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro, einige Banken sind zusätzlich im freiwilligen Einlagensicherungsfonds vertreten und sichern ihre Kunden damit bis in die Millionenhöhe ab.
Wovon hängt die Rendite ab?
Sowohl in Österreich als auch in Deutschland ist der Europäische Leitzins maßgebend für die Höhe der Tagesgeldzinsen. Der Leitzins der EZB hängt wiederum vor allem von der gesamtwirtschaftlichen Lage in Europa ab. Diese ist im aktuellen Jahr 2013 noch immer von Unsicherheit geprägt. Um die Kreditwirtschaft in Schwung zu halten, liegt der EZB-Leitzins derzeit auf einem historischen Tiefstand von 0,5 %. Dementsprechend niedrig sind auch die Zinsen, die Sparer derzeit von ihrer Bank bekommen. Nichts desto trotz sind Tagesgeldkonten noch immer wesentlich renditestärker als klassische Sparbücher.
Welche Alternativen zum Tagesgeldkonto gibt es?
Eine Alternative ist das Sparbuch – allerdings ist die Rendite hier äußerst gering. Eine weitere Möglichkeit ist das Festgeld: Beim Festgeldkonto wird ein bestimmter Betrag zu einem bestimmten Zinssatz fest angelegt. Es gibt einige Anbieter, die Festgeld für sechs oder zwölf Monate anbieten – durch die kurzen Laufzeiten nähert sich diese Version des Festgeldes immer stärker an das Tagesgeld an.
Wie finde ich das ideale Konto?
Das „beste“ Tagesgeldkonto für alle gibt es nicht. Allerdings gibt es gute und solide Konten, die sich für den einen oder anderen Anleger bestens eignen. Ausschlaggebend ist dabei stets die eigene, individuelle Situation: Wie viel Geld möchte ich anlegen? Möchte ich persönliche Beratung – oder lieber ein Online-Konto? Sind mir attraktive Zinsen wichtig – oder die Bedienung am Schalter? Genügt mir eine Absicherung von 100.000 Euro – oder möchte ich mehr Geld anlegen?
Wo gibt’s die höchsten Tagesgeld Zinsen?
Die attraktivsten Tagesgeldkonten werden von Direktbanken angeboten. Diese setzten vollständig auf die modernen Kommunikationskanäle, also auf das Netz und verzichten dabei auf die klassischen Bankfilialen. Da diese Banken auch weniger Kosten (Miet-, Personalkosten) tragen müssen, können Sie dies auch in Form von höheren Zinsen an ihre Kunden weitergeben. Die „jungen Wilden“ verlangen keine Kontoführungsgebühren für Tagesgeldkonten, der Kontoauszug flattert per E-Mail ins Haus und Sie können praktisch von zuhause aus Abbuchungen oder Zuzahlungen zu ihrem Tagesgeld Konto veranlassen.
Sie haben die Möglichkeit die aktuellen Zinsen auf den verscheidenen Tagesgeldportalen zu vergleichen, aktuell (01.06.2013) sind es die Banken der Automobilhersteller, die die besten Zinsen bieten. Die Renault Bank hat hier die Nase knapp vor der VW Bank und der Audi Bank (Quelle: https://www.tagesgeldkontovergleich.com/tagesgeld-vergleich/ , 01.06.2013)
Persönlichen Kontakt zum Bankberater hat bei Direktbanken allerdings niemand, bei Fragen wird gemailt oder telefoniert. Die Kontoeröffnung wird rasch per Postident-Filiale ausgeführt – also per Identifizierungsverfahren über die Mitarbeiter der deutschen Post. Um das Tagesgeldkonto mit attraktiven Zinsen zu finden, kann ein Tagesgeld Vergleich im Internet durchgeführt werden. Ein Vergleich macht reich!