Die gesetzliche Krankenversicherung in Österreich ist eine Pflichtversicherung – sowohl für unselbständige Arbeitnehmer, als auch für Selbständige. Im Gegensatz zur staatlichen Unfallversicherung weist die allgemeine Krankenversicherung nur wenige Lücken auf.
Privat oder Staat?
Warum also trotzdem privat versichern? Die private Krankenversicherung bietet eine Reihe von Vorteilen für Patienten, unter anderem die freie Arztwahl bei Eingriffen. Der Wunsch nach einer besseren medizinischen Versorgung ist laut Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2011 auch der Hauptgrund für die Versicherten, eine private Krankenversicherung abzuschließen.
Leistungen der Krankenzusatzversicherung
Kürzere Wartezeiten für Eingriffe oder die Inanspruchnahme neuer Behandlungsmethoden leistet die Zusatzversicherung allerdings nicht, da die medizinische Versorgung für alle Patienten in Österreich gleich sein muss. Der Unterschied zwischen allgemeiner Gebührenklasse und Sonderklasse liegt alleine in der komfortableren Unterbringung, in der freien Arztwahl und in zusätzlichen Behandlungsmethoden, wie z.B. Alternativmedizin. So sieht es zumindest das Gesetz vor. Weil Privatpatienten allerdings auch in Privatkliniken behandelt werden können, sind die Wartezeiten, etwa auf OPs, de facto doch oft deutlich kürzer.
Einige übliche Leistungen der Krankenzusatzversicherung:
- Freie Arztwahl
- Unterbringung im Ein- und Zweibettzimmer
- Zusätzliche Behandlungsmethoden, wie z.B. Alternativmedizin
Varianten der Zusatzkrankenversicherung
In Österreich sind derzeit über zwei Millionen Menschen zusatzversichert, allerdings gibt es hier unterschiedliche Varianten.
- Sonderklasseversicherung
Besonders populär ist die Sonderklassenversicherung: Dabei liegt der Patient auf einer Sonderklasse und genießt Annehmlichkeiten wie freie Arztwahl oder Einbettzimmer. Zusätzlich können noch weitere Bausteine, wie etwa die freie Wahl des Chirurgen, Taggeld und Entbindungsgeld dazukommen. Der größte Vorteil der Sonderklasse ist die freie Wahl des Krankenhauses und des behandelnden Arztes. - Sonderklasseversicherung nach Unfall
Diese Versicherung greift nur dann, wenn der Grund des Spitalsaufenthalts ein vorheriger Unfall – keine Krankheit – ist. Diese Versicherungsart ist zwar deutlich günstiger, macht allerdings nur bei Versicherten Sinn, die gefährliche Risikosportarten betreiben oder aufgrund anderer Umstände einem erhöhten Unfallrisiko ausgesetzt sind. - Privatarzt-Kostenversicherung
Die Privatarzt-Kostenversicherung deckt die Kosten für private Arzttermine, auch alternativmedizinische Heilbehandlungen sind inkludiert. - Krankenhauszusatzversicherung
Ein Kassapatient kann mit der Krankenhauszusatzversicherung ähnliche Leistungen absichern, wie ein Privatpatient – allerdings günstiger. Versicherte können die Klinik wählen, in einem Ein- oder Zweibettzimmer untergebracht werden und die Behandlung durch den Chefarzt in Anspruch nehmen. Allerdings gilt dies nicht für Privatkliniken, da diese kein Vertragsverhältnis mit der gesetzlichen Krankenkasse haben. Auch übernimmt diese Versicherung nicht immer unbegrenzt hohe Honorare für den Chefarzt, sondern z.B. nur den 3,5-fachen Satz der Gebührenordnung. - Krankentagegeldversicherung
Das Krankentagegeld soll die Differenz zwischen dem Krankengeld und dem Nettolohn ausgleichen. Im Krankheitsfall wird meist nur sechs Wochen lang das volle Gehalt bezahlt, anschließend übernimmt die gesetzliche Krankenkasse 70 Prozent. Selbständige oder Freiberufler, die ein volles Nettogehalt benötigen, sollten eine Krankentagegeldversicherung in Betracht ziehen.
Kosten für diese Krankenversicherung
Die Beiträge für eine private Krankenversicherung sind relativ hoch und bewegen sich in einem Bereich zwischen € 40,00 und € 300,00 pro Monat bzw. sind nach oben hin offen.
- Gesunder 20-Jähriger mit Selbstbehalt: ca. € 45,00.- monatlich
- Gesunder 20-Jähriger ohne Selbstbehalt: ca. € 80,00.- monatlich
- Gesunder 40-Jähriger mit Selbstbehalt: ca. € 75,00.- monatlich
- Gesunder 40-Jähriger ohne Selbstbehalt: ca. € 120,00.- monatlich
- Gesunder 60-Jähriger (Vollschutz, Sonderklasse mit Privatarzt und Zahnzusatzversicherung): ca. € 280,00.-
Je älter der Versicherungsnehmer in spe, umso höher sind die Beiträge. Zusatzbausteine kosten ebenfalls mehr, etwa ein spezieller Reisetarif, Krankenhaustagegeld oder etwa ein Einbettzimmer. Auch wenn bereits Vorerkrankungen bestehen, müssen Kunden tiefer in die Tasche greifen und Zuschläge bezahlen.
Wer kurzfristig in finanzielles Fahrwasser gerät und sich die Krankenzusatzversicherungs-Tarife nicht mehr leisten kann, kann Verträge für eine bestimmte Zeit „stilllegen“. Dann greift die Versicherung nicht, allerdings können Versicherte zu einem späteren Zeitpunkt wieder in den günstigen Altertrag einsteigen.
Selbstbehalt – Ja oder Nein?
Tarife mit Selbstbehalt sind wesentlich günstiger. Der Versicherungsnehmer bezahlt einen Teil der Kosten aus eigener Tasche und bezahlt dafür eine niedrigere Prämie. In Österreich sind Selbstbehalte bis zu 1.000 Euro üblich, dafür ist es möglich, etwa 30 bis 50 Prozent des Tarifs zu sparen. Hier bieten die Versicherungen verschiedene Modelle an: Einige verzichten beim ersten Leistungsfall auf den Selbstbehalt, andere wiederum befreien Kunden von der Zahlung des Selbstbehalts bis zu einem bestimmten Alter. Einige Versicherungen verringern den Selbstbehalt jährlich, sofern der Versicherungsnehmer keine Leistungen in Anspruch nimmt. Hier gilt es genau zu prüfen, welcher Tarif die größten Vorteile für die individuelle Situation bietet – und ob es nach dem zu Beginn gewählten Modell noch Umstiegs-Möglichkeiten gibt.
Gesundheitsprüfung vor dem Abschluss
Die oben genannten Kosten für die private Krankenversicherung bezieht sich auf Versicherungsnehmer mit durchschnittlichem Gesundheitszustand. Bestehen Vorerkrankungen, steigen entweder die Prämien oder der Versicherungsschutz wird eingeschränkt. Versicherungen dürfen Interessierte auch ablehnen, da die private Zusatzversicherung eine freiwillige Versicherung ist.
Bei den Gesundheitsfragen, die vonseiten der Versicherung gestellt werden, sollten Kunden ehrlich antworten. Bei falschen oder unvollständigen Angaben haben Versicherungen das Rücktrittsrecht – für drei Jahre. Einige Versicherungen haben Wartezeiten, d.h. die Versicherung greift erst drei Monate nach Abschluss. Dies dient dazu auszuschließen, dass Versicherungen erst im Bedarfsfall abgeschlossen werden.
Anbieter von Zusatzkrankenversicherungen in Österreich
Acht Versicherungen in Österreich bieten private Krankenversicherungen. Zu den größten Anbietern zählen:
• Merkur Versicherungen
• Wiener Städtische
• Uniqa
• Generali Versicherung
• Allianz Versicherung
Etwa drei Prozent des österreichischen Markts teilen sich die Wüstenrot, Donau Versicherungen und MuKi.
Brauche ich eine Zusatzversicherung?
Die Frage kann natürlich nicht pauschal beantwortet werden, da jeder Patient ein individuelles Sicherheitsbedürfnis hat. Folgende Fragen sollte man sich allerdings vor dem Abschluss geklärt sein:
- Welche Leistungen werden geboten?
- Benötige ich alle Leistungen oder könnten auch Teilleistungen vereinbart werden?
- Wie hoch sind die Kosten?
- Welche Umstiegs-Möglichkeiten in andere Tarifmodelle gibt es bzw. gibt es Möglichkeiten der zeitweiligen Stilllegung des Vertrages?
Quellen:
https://www.allianz.at/privatkunden/produkte/gesundheit/krankenversicherung/
https://www.krankenzusatzversicherung.at/
https://www.wien.gv.at/sozialinfo/content/de/10/SearchResults.do?keyword=Krankenversicherung